Am 7.12. 2018 gastierte das Till Brönner & Dieter Ilg Duo in der Alten Oper Frankfurt und es war interessant zu erleben, wie das Duo es schaffte, die 800 Hörer im nicht ganz ausverkauften Großen Saal in ihren Bann zu ziehen. Was mein persönliches Vergnügen allerdings erheblich trübte waren Till Brönners Ansagen! Selbstgefällige, blöde Herrenwitze am laufenden Meter. Nur ein Beispiel: Er erzählte von einem Aufenthalt in Brasilien, und die einzige Erfahrung, die er für mitteilenswert hielt, war die, dass da (angeblich) überall die Girls von Ipanema herumspringen. Seine Frage ans Publikum: „Wer von Ihnen war schon mal in Rio? Naja, dann stimmen Sie mir sicher zu, dass…- ach so, na gut, Ihre Frau sitzt neben Ihnen, dann vielleicht eher nicht… heheheh!“ Oder die Schilderung der Episode im Knabeninternat, in dem eine Mädchen-Gruppe (hä? …im KNABEN-Internat?) Jazztanz übte: seine anzüglichen Andeutungen habe ich gleich wieder vergessen, aber sie waren – sorry – einfach dümmlich. Vielleicht sind solche Sprüche ja genau richtig für einen bestimmten Teil des Publikums der Alten Oper (oops!) – denn während ich beinahe unter meinen Sitz erbrechen musste, hörte ich doch tatsächlich ein BISSCHEN Gekicher. Könnte aber auch sein, dass der ein oder andere einfach aus Verlegenheit, quasi „solidarisch“ mit Till mitkicherte – wär ja blöd für Till, wenn dann KEINER lacht… nächstes mal nehme ich eine Tüte mit.
Aber sonst gab es nichts zu bekritteln. Neben dem bekanntermaßen hohen Spielniveau von Brönner und Ilg gaben die beiden ein extrem abwechslungsreiches Repertoire zum Besten. Das eine Extrem bestand aus zwei sehr freien Stücken, das andere Extrem bildete ein sehr schlichtes, „lyrisches“ Spiel über Ostinato-Playbacks, dazwischen gab es Adaptionen von Au Privave, Body and Soul, einem Stück der Black Eyed Peas und einem Stück von Jobim (ja, genau: hier gab es den Hinweis auf die Girls, die ihn wohl sehr erregt haben) – Brönner griff zum Shaker und sang Portugiesisch. Was mich beeindruckte war aber weniger diese Bandbreite, sondern dass es einen roten Faden gab. Dieser rote Faden war der Jazzapproach, und der war immer da: Jedes Stück trug die individuelle Handschrift der beiden in den Gestaltungen der Arrangements, jedes Stück enthielt erhebliche Improvisationsanteile (was ja heutzutage im Jazz (oder „Jazz“?) nicht mehr selbstverständlich ist ), in keinem Stück fehlten Till Brönners harmonisch ausgefuchste Linien, kein Stück wurde geschmacklos oder platt runtergespielt. Dadurch wirkte die stilistisch breitgefächerte Auswahl der Stücke auch nie wie bei einem beliebigen „Kessel Buntes“ – schon genial.
Der nicht unerhebliche Einsatz von Licht- und Soundeffekten (wir Jazzer sind ja eher die puristische Ausstattung gewohnt) trug ebenfalls zur Unterhaltung bei – allerdings waren die Sounds von Trompete und Bass beide ziemlich verhallt. In der 6. Reihe war es zwar noch relativ transparent, aber weiter hinten gab es wahrscheinlich viel Brei…
Dieter Ilg: eine Offenbarung! Er spielt einfach unglaublich vielseitige (und vielsaitige – hahaha) Soli und auch sonst, in der Rolle des „begleitenden“ Duopartners, einfach geniale Basslinien.
Freu: Danke für die Freikarten, Herr Ilg – so gut hab ich noch nie in der Alten Oper gesessen!