„Stella By Starlight“ – the VERY Original (Victor Young)

Die allermeisten Jazzmusiker lieben den Standard „Stella By Starlight“ – doch wer ist eigentlich diese Stella? Victor Young schrieb das Stück für den Kinofilm „The Uninvited“, der 1944 in die Kinos kam. Eine der Hauptfiguren ist Komponist, der sich in das 20jährige Mädchen Stella (gespielt von Gail Russell) verliebt. Für sie komponiert er das Stück – doch wie klang das Werk im Original? Bei meiner Netzrecherche bin ich leider nicht fündig geworden. Ich fand zwar Fassungen, die sich „Original“ nennen – aber um das zu verifizieren habe ich mir dann doch lieber eine DVD des Films besorgt. Nach (ziemlich lahmen) 90 Minuten „Horrorfilm“ und einiger Zeit für die Transkription, hier nun das Ergebnis: was sich im Netz und bei iTunes „Original“ nennt, sind tatsächlich alles Bearbeitungen, Orchestrierungen, Tonarten und Akkorde weichen ab.

Die Filmmusik nebst meiner Transkription der Akkordfolge habe ich auf YouTube bereitgestellt.

Download Leadheet Original changes in Eb

Download Leadsheet Original changes in the common key (Bb) and the common long meter notation

Das harmonische Gerüst weicht von den gängigen Leadsheet-Akkorden erheblich ab – wer hätte das gedacht ;-). Die Tonart ist Eb statt Bb (wie im Real Book), Tempo: Medium; und die Akkorde laufen halbtaktig – nach meiner Interpretation jedenfalls.

Auf der DVD erklingt das reich orchestrierte und dramatische Stück bereits über den gesamten Vorspann und taucht immer wieder kurz im Film auf – noch ohne Text, den bekam das Lied erst nach dem Film.

Und so sah Stella Meredith (gespielt von Gail Russell) aus:

ESC-Gewinnerlied: Es ist ein Dreier! Der Jazzwaltz „Amar Pelos Dois“ (Salvador Sobral – Portugal, 2017 in Kyiv)

2014 war ich Musiklehrerin in sechs 9. Klassen einer Gesamtschule, und versuchte, das Phänomen „Taktarten“ zu vermitteln. Dafür hätte ich einen möglichst neuen Hit im 3/4-Takt gut gebrauchen können, es gab aber keinen. Ich also zu den Schüler*innen: „Wer mir einen aktuellen Song im 3/4 mitbringt, kriegt 5€!“ (Der Song sollte jünger sein als „Breaking the girl“ der Red Hot Chili Peppers aus dem Jahr 1991, denn das war meines Wissens der letzte Song aus den Charts, den man als 3/4 bezeichnen kann.) Die 5€ reichten aus, dass ich mir auf etlichen Smartphones normale 4/4-Lieder anhören musste – oder alte Lieder aus den 60ern. Das Geld konnte ich behalten. Und jetzt gibt es ihn endlich: den Song, der meine Kriterien erfüllt hätte, und der obendrein mit einer starken Melodie und mehr als drei Akkorden daherkommt – Amar Pelos Dois. Komponiert von der Schwester (!) des Interpreten (ein wunderbar zarter Portugiese). Habs mal gleich transkribiert, und hier kann man das Lied hören und sehen:

Zufallsfund: Jugendroman über Jazz!

Wenn mal wieder die Bahn Verspätung hat, verbringe ich die Zeit mitunter am Grabbeltisch der örtlichen Bahnhofsbuchhandlung. Da fiel neulich der Blick auf dieses Werk:

Kurz reingelesen und für schlappe 3,49 gekauft! Es geht um ein schwedisches Teenagermädchen vom Lande, das voll auf Jazz abfährt, Bass spielt, selbst Stücke schreibt, und sich auf eine Aufnahmeprüfung an einem Stockholmer Musikgymnasium vorbereitet. Es gibt noch eine Menge Nebenstories, aber die Hauptsache bleibt der Jazz, und der wird ziemlich genau beschrieben. Es fallen Sätze wie „…mir gefällt besonders Ray Brown“  – „..wie findest du Avishai Cohen?“ – das macht schon Spaß! Und da das Mädchen einen alten Jazzbassisten kennen lernt, erfährt der Leser auch noch eine Menge über das Stockholm der 40er Jahre, und wie die Jazzszene damals war. Interessant! Der „mädchenhafte“ Titel und der entsprechende Look des Einbandes hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen. (Hier noch mal der Titel: „Herz aus Jazz“, Autorin: Sara Lövestam, rororo von 2015)