Musikunterricht muss besser werden: Vom Umgang mit der Stimme

Fast immer zu tief bei den Kindergartenerzieherinnen, fast immer zu hoch bei den ausgebildeten Früherziehungslehrerinnen: die Tonlage, wenn ein Lied gesungen wird.

Es ist nachvollziehbar, dass Erzieherinnen, oft selbst bekennende Nicht-Sängerinnen, in  ihrer bequemsten (tiefen) Lage singen. Es ist schon viel, sich zu überwinden, überhaupt zu singen und dann sich zu bemühen, die Töne zu treffen. Da mag es nach Überforderung klingen, wenn jetzt noch der Wunsch dazu kommt, sie mögen aus Rücksicht auf den physiologische Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenenstimme höher singen. (Hier taucht die Frage auf: wie hoch denn genau? Dazu gleich mehr.)

Die Lehrerinnen wiederum, die vielleicht am Klavier oder mit Gitarre begleiten, nutzen
Liederbücher, die meistens die seit Jahrzehnten überlieferten Tonarten übernehmen: und die beruhen auf den stimmlichen Fähigkeiten der Kinder in den 50er bis 70er Jahre, die den heutigen weit überlegen waren.

Auch bei Primacanta (s. auch meinen Artikel zu Primacanta unter „Pädagogik“) ist eines der Ziele den Tonraum wieder nach oben zu erweitern (bis f2). Es gibt zu diesem Thema Untersuchungen, die eindeutige Ergebnisse lieferten:
der Tonumfang heutiger Kinder ist im Schnitt eine kleine Terz tiefer als noch vor 20-30 Jahren, die Tonumfänge der meisten Kinder sehr viel kleiner als die der Kinder früher. Das heißt: im Schnitt kommen die Kinder bis d2. (Quelle:VORMANN-SAUER 2008)

Deshalb ist wohl ein Mittelding für viele Kinder wahrscheinlich das beste, wenn man möchte, dass sie die Töne auch treffen, sprich: man sollte einen mittleren Bereich (c1 bis c2/d2) wählen. Wer mit Kindern singt, mit dem Ziel, deren Gesangsfähigkeiten zu verbessern, sollte also besser nicht einfach drauflos singen. Es lohnt sich, vorher am Instrument zu prüfen, auf welchem Ton man anfangen sollte. Mit der Zeit hat man es aber auch im Ohr, wie der „kindangepasste“ Bereich klingt: ein gutes Stück höher, als „normalerweise“! Und – sorry Jungs -: Männer müssten EIGENTLICH ihre Kopfstimme benutzen…

Soviel zur Tonlage. Doch es geht weiter:

Übungen, die die Stimme aufwärmen? Übungen, die die Atmung bewusst machen? Hilfestellung für Kinder, die keinen Ton treffen? In sämtlichen Veranstaltung, die mein Sohn besuchte Fehlanzeige. Ausnahme: Kinderchor der Musikschule. Dort wurden spielerische Atemübungen und Übungen zur Erweiterung des Stimmumfangs gemacht. Manko dort: die (unglaubliche!) Übermacht der Blümchen- und Schmetterlingslieder, wirklich alles ganz lieb und sanft! Der Chor bestand denn auch aus vielen rosagewandeten Mädchen. Und einer Handvoll Jungs. Obwohl mein Sohn noch nicht mal der Fußball-, Rennauto- oder Monster-Fan war, war ihm das zuviel.

In der Chor-AG wurden zu Jahresbeginn stimmbildnerische Übungen gemacht, dann aber wegen mangelnder Kooperation (bei den Kindern) und mangelndem Durchsetzungsvermögen (beim Chorleiter) wieder weggelassen. Schade!

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