Primacanta-Pilotprojekt in Frankfurt

Nach den Sommerferien startet die zweite Staffel von Primacanta – ein Pilotprojekt an Frankfurter Grundschulen, dass dem Musikunterricht eine neue Richtung geben möchte, und bei dem ich als Coach mitwirke.

Als Instrumentallehrerin fällt mir häufig auf, dass vielen Kindern musikalische Grundkompetenzen wie metrisches Gefühl oder Erkennen von Tonhöhen fehlen. Selbst einfache Tonfolgen können oft nicht nachgesungen werden, geschweige denn nachgespielt werden. Als Mutter eines Kindes im Grundschulalter konnte ich aus nächster Nähe beobachten, dass die musikalische Erziehung an den Kindergärten und Grundschulen hier wichtige Grundlagenarbeit vermissen lässt. Die Lehrpläne für den Musikunterricht sind da wenig hilfreich und führen eher zu sog. Insellernen: drei Wochen Noten lernen, drei Wochen Mozarts Lebensdaten, dann ein paar Lieder zum Thema Frühling usw. Da ein roter Faden fehlt, bleibt davon bis zum Ende eines Schuljahres wenig hängen.

Umso erfreuter war ich, als ich durch einen Zeitungsartikel auf Primacanta aufmerksam wurde. Primacanta unterscheidet sich von anderen pädagogischen Ansätzen dadurch, dass die Übungen und Spiele systematisch Basiskompetenzen aufbauen – bei Null beginnend gibt es Bausteine für metrisches Gefühl, Rhythmus und Stimmbildung. Dabei kommt ein Aufbauender Musikunterricht genanntes Konzept zum Einsatz: ein roter Faden, der nachhaltig Kompetenzen vermittelt. Außerdem – und das liegt mir als Jazzmusikerin natürlich besonders am Herzen – spielt der selbstständige kreative Umgang mit Musik eine wichtige Rolle: die Kinder lernen, Melodien und Rhythmen zu erfinden, die sie (nach rund zwei Jahren) sogar selbst aufschreiben können. Über das heute noch übliche reine Reproduzieren von Musik geht dieser Unterricht also weit hinaus.

Primacanta – Jedem Kind seine Stimme richtet sich nicht direkt an Kinder, sondern will Lehrende für das Fach Musik an Grundschulen befähigen, nach den Prinzipien des Aufbauenden Musikunterrichts insbesondere im vokalen Bereich zu arbeiten. Dabei soll deren Unterricht in ein oder zwei Klassen von „Coaches“ betreut werden. Damit erreicht man in der Projektphase bereits über 1000 Kinder, längerfristig wird aber durch die Nachhaltigkeit des Konzeptes ein weitaus größerer Effekt zu erwarten sein. Das Projekt wird vom Institut für Musikpädagogik an der HfMDK Frankfurt am Main unter Leitung von Prof. Dr. M. Spychiger wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Ein Gedanke zu „Primacanta-Pilotprojekt in Frankfurt

  1. Klingt nach einem pädagogischen Fortschritt genau dort, wo der Bedarf enorm ist. Es gibt so viele hilfreiche Methoden, die es Kindern erleichtern Verständnis zu entwickeln und sie nicht lediglich zu einem „leeren Ausführen“ zwingt. Primacanta scheint genau dort anzusetzen. Hoffen wir, dass die Studie und dessen Verlauf auch verstärkt von den Medien aufgegriffen wird und somit die Chance besteht, dass diese sinnvolle Inspiration zur emotionalen Entwicklung es schafft, Einkehr in die pädagogische Praxis zu erlangen.

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